Julius Christ löst das Ticket für Paris
Da ist das Paris-Ticket: Sönke Kruse und Julius Christ haben ihre Olympia-Fahrkarte mit ihrem Sieg im Zweier ohne Steuermann bei der Nachqualifikationsregatta auf dem Luzerner Rotsee gelöst. „Das war eine Weltklasse-Leistung. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs“, sagte Trainer Alexander Weihe überglücklich.
Bereits im vorhergehenden Trainingslager hatten sie teils sehr gute Leistungen gezeigt und wussten, dass wenn sie ihr Können abriefen, sie eine gute Chance auf eines der lediglich zwei Paris-Tickets hätten.
Das nicht ganz optimale Abschlussrennen in Ratzeburg machte aber deutlich, dass nach erst drei Monaten gemeinsamer Arbeit im Zweier in Luzern alles hundertprozentig passen musste, um den Traum von Olympia wahr werden zu lassen.
Nach dem Sieg im Vorlauf am Sonntag, in dem sie auch den dänischen Zweier hinter sich gelassen hatten, der in identischer Besetzung in Tokio 2021 die olympische Bronzemedaille gewonnen hatte und vor wenigen Wochen in Varese beim Worldcup drittes Boot geworden war, ahnten Julius und Sönke, dass sie nicht nur die Rolle der "Underdogs" würden spielen müssen.
Am Montag ruderten sie im Halbfinale kontrolliert und verzichteten darauf, gegen Litauen die letzten Körner zu investieren, um dieses Rennen zu gewinnen. Der zweite Platz bei schönstem Frühsommerwetter wie am Vortag reichte, um sich für das Finale zu qualifizieren.
Am heutigen Dienstag - diesmal bei Dauerregen, aber Windstille - gelang es Kruse/Christ im Finale der besten sechs von dreizehn Booten, mit großer Nervenstärke und einem außergewöhnlichen Kraftakt die starke Konkurrenz in Schach zu halten. Bei der 500-Meter-Marke auf Rang drei liegend arbeiteten sie sich zunächst an den Olympia-Dritten aus Dänemark vorbei und waren bei 1000 m Zweite. Mit einem phänomenalen dritten Teilstück schafften sie es unter den Augen der Athleten auf dem Bootsplatz, auch die Litauer zu überholen und die Führung zu übernehmen. Im Endspurt, als vier Boote mit 40 Schlägen pro Minute fast auf einer Höhe lagen, mobilisierten sie schließlich die letzten Kräfte und wehrten die Angriffe der heranfliegenden Zweier ab. „Unser Plan war hart auf Kante genäht. Die letzten Schläge sahen wahrscheinlich nicht mehr schön aus, aber es hat am Ende geklappt“, freute sich Sönke Kruse. Das zweite Paris-Ticket sicherte sich Litauen knapp vor dem holländischen Zweier.
„Wir wussten, dass sie heute all in gehen mussten und es eine Zehntelsekunden-Entscheidung wird. Das haben sie mit Bravour gelöst“, sagte Trainer Alex Weihe, der mit dem Rückblick auf die Bootsbildung im Februar dieses Jahres sagte: „Heute kann man sagen: Es war ein Glücksgriff. Die Beiden ergänzen sich auf vielen Ebenen. Sie sind nicht nur physisch stark, sie haben auch die richtige mentale Einstellung.“ Nun gilt es nach diesem Kraftakt auf dem Rotsee für Sönke Kruse und Julius Christ, den Fokus auf den zweiten Höhepunkt des Jahres zu richten: Auf die Olympische Ruderregatta in gut zwei Monaten. Zuletzt fuhr ein deutscher Zweier ohne Steuermann 2012 in London auf olympischem Gewässer, damals mit Felix Drahotta und Anton Braun.
Letztlich war der Männer-Zweier das einzige der sechs deutschen Boote, das ein Olympiaticket lösen konnte.
Ergebnisse
Zweier ohne Steuermann, Finale: 1. Deutschland (Sönke Kruse, Julius Christ) 6:30,26 Minuten, 2. Litauen 6:30,50, 3. Niederlande 6:30,86, 4. Dänemark 6:34,19 5. Tschechien 6:38,64, 6. Serbien 6:39,99.
Wer das Rennen noch nicht gesehen hat, oder es noch einmal erleben möchte, kann dies auf worldrowing.com tun.
Bild: Meinruderbild