Historie
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Historie
50 Jahre jung- der RTHC wurde erwachsen
Es war der 13. Juli 1951, der Tag der offiziellen Gründungsversammlung des "Ruder-Tennis-Hockey Club Bayer Leverkusen" im Fabrikkasino der Bayer AG. Direktor Dr. Fritz Jacobi wurde zum Vorsitzenden des neu gegründeten Clubs mit einem Mitgliederbestand von 859 gewählt, nachdem im Vorfeld bei Mitgliederversammlungen die Vorsitzenden der Einzelvereine dem Zusammenschluss zugestimmt hatten. Was bewog Dr. Jacobi, der die Vereinsgeschäfte ohne Unterbrechung über 16 Jahre führte, zu diesem Schritt? Es war ihm nicht verborgen geblieben, dass die Einzelvereine (Ruderverein Bayer e.V. 22.06.1910, Tennisclub Leverkusen 14.07.1913 und Leverkusener Hockey-Club 20.08.1919) ohnehin -bedingt durch übergreifende Sportinteressen - schon eng verbunden waren, da sich die Sportarten saisonbedingt ergänzten, sprich: Die Ruderer spielten im Winter Hockey, im Sommer stiegen die Hockeyspieler ins Boot, Tennis wurde von beiden gespielt. Viele Mitglieder gehörten mehreren Clubs an, andere mussten sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel auf eine Mitgliedschaft beschränken.
Optimierung durch Zusammenwachsen
Die bestehende Nachbarschaft der Sportanlagen von Hockey- und Tennisclub sowie Bootshaus am Werkskai konnte durch ein gemeinsames Clubhaus hinsichtlich besserem Zusammenwachsen stetig optimiert werden, das gesellige Leben durch gemeinsame Veranstaltungen gefördert, neue Kontakte geknüpft und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Vereinsmitglieder gestärkt werden. Zielstellung war über die Vergrößerung der Mitgliederzahlen das Heranwachsen eines weiteren Clubriesen neben TUS 04 und Bayer 04 Leverkusen, in dem die bis dato getrennten Sportarten Rudern, Tennis und Hockey in einem großen Verein ausgeübt werden konnten. Gleichzeitig konnte über eine gemeinsame Zeitschrift, die bis dato für die Einzelvereine -mit Ausnahme der Ruderer- zu aufwendig war, über das sportliche Geschehen berichtet werden.
Des Weiteren bot eine Fusion finanzielle Vorteile bei der Ausweitung der Anlagen und andere gemeinsame Investitionen ohne eine zwingende Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Letztlich spielte auch die Tatsache, dass sich im Nachkriegsdeutschland schon mehrere Tennis- und Hockeyclubs zusammengeschlossen hatten und oft ein dritter oder in Ausnahmefällen gar ein vierter Verein angegliedert wurde, bei den Fusionsüberlegungen eine Rolle.
Werksgeförderter Sport
Als betriebsnaher, werksgeförderter Verein sind seine Abteilungen organisatorisch nicht den Betriebssportfachverbänden, sondern den offiziellen Verbänden des Vereinssports angeschlossen. Die Verbundenheit mit dem Hauptsponsor, der Bayer AG, kommt durch dessen Führung im offiziellen Vereinsnamen zum Ausdruck. Nach wie vor setzt sich der Mitgliederbestand zum großen Teil aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Bayer AG sowie assoziierter Unternehmen zusammen. Leitende Funktionen im Vereinsbereich (Vorstand, GF) werden häufig durch Führungskräfte der AG besetzt. Wurden in früheren Jahren die Vereine durch finanzielle Zuwendungen, Bereitstellung und Unterhaltung von werkseigenen Anlagen gefördert, so hat jetzt ein Umdenken eingesetzt: Mit dem Eigentumsübertrag der Sportanlagen an die Vereine wurde auch deren Eigenverantwortlichkeit erhöht. So hat nun auch der RTHC verstärkt für den gewohnt hohen Standard mit Sorge zu tragen - selbstverständlich nach wie vor und hoffentlich auch zukünftig mit großzügiger Unterstützung des Hauptsponsors, der Bayer AG und den übrigen Gönnern. Im Gegenzug wird über die Erfolge der Sportler der drei Abteilungen im offiziellen Sportverkehr bei gleichzeitiger Übertragung in den Medien national wie international eine indirekte Werbewirkung für Prestige und Produkte der AG erreicht.
Seriensieger der Siebziger und Achtziger
Zu nennen sind hier vor allem die starken siebziger, achtziger und der Beginn der neunziger Jahre, in denen der RTHC im Tennissport einen nationalen Spitzenplatz innehatte und Weltklasse am Kurtekotten geboten wurde, Serien- oder Abonnementsmeister in Hockeydeutschland stellte, Nationalspieler hervorbrachte, die auch die Farben des Clubs bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen vertraten, dabei sogar Edelmetall erkämpften; ja wie unser Ruderrecke Stephan Volkert mit seinen beiden Olympiasiegen 1992 und 1996 selbst höchsten Sportlerlorbeer erreichten.
Der RTHC gehört zu den 29 werksgeförderten Sportvereinen, in denen über 50.000 Mitglieder registriert sind. Darin drückt sich die Förderung des Sports als fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie der Bayer AG aus, bei der neben dem Leistungssport die Schwerpunkte auf Jugendförderung, Breiten- und Behindertensport liegen. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden Dr. Marijn Dekkers betrachtet es die Bayer AG als sozialpolitische Aufgabe, den Beschäftigten des Unternehmens und ihren Familienangehörigen durch ein breites Sportangebot Möglichkeiten zum beruflichen Ausgleich und zur Selbstverwirklichung zu schaffen. So steht auch die Vereinsarbeit des RTHC unter dem Motto "den Breitensport zu fördern, ohne den Spitzensport zu vernachlässigen."
Eckpfeiler der Entwicklung
Welches sind nun die Eckpfeiler der Entwicklung? Beginnen wir mit den Anlagen: Aus den ehemals sechs Tennis- und drei Hockeyplätzen, Clubhaus an der Nord-Seite des CD-Parks sowie schwimmendem Bootshaus mit 22 Booten am Werkskai im Gründungsjahr wurden 1958 aufgrund der hohen Nachfrage schnell 13 Tennis- und fünf Hockeyplätze samt neuem Clubhaus nach dem Umzug auf die Südseite des Parks. Dazu kam vier Jahre später das feste Bootshaus am Köln-Stammheimer Ufer. Seinen endgültigen Platz fand der RTHC mit dem zäsurhaften Umzug an den Kurtekotten im Jahre 1975 unter der Ägide des unvergessenen Clubvorsitzenden Dr. Werner Horchler, der "seinen" Club von 1973 bis 1991 führte. Jetzt verfügte der Club als Novum u.a. über eine eigene Hockeyhalle sowie Tennishalle mit vier Feldern; vorbei war es mit den Ausweichtrainings- und Spielstätten Fritz-Jacobi-Halle, Halle Kölner Str. usw., jetzt war der Spielbetrieb auch über den Winter in den eigenen Hallen möglich.
Nach mehreren Erweiterungen verfügt der RTHC heute über 26 Freiluftplätze, zwei Tennishallen mit insgesamt sieben Feldern, je zwei Natur- und Kunstrasenflächen, Hockeyhalle, Mehrzweckhalle, Fitnessraum, Allwetter-Mehrzweckplatz, Beachvolleyballfeld sowie eine gemeinsame Geschäftsstelle im Clubhaus; in Köln-Stammheim über ein eigenes Bootshaus mit Ruderkeller, Gymnastikhalle für Kondition und Ausgleichsport und eigener Restauration. Die Trainingsmannschaft hat ihr Trainingsdomizil an der Regattastrecke in Köln-Fühlingen, wo im Gegensatz zum Fließgewässer Rhein ideale Voraussetzungen für den Leistungssport des Köln-Leverkusener Raumes gegeben sind. Der Bootsbestand vom Einer bis hin zum Achter im RTHC-Bootshaus hat sich auf 88 Einheiten erhöht und bildet einen großartigen Fundus für alle Alters- und Leistungsklassen. Fürwahr - insgesamt glänzende Voraussetzungen zur Ausübung der verschiedenen Sportarten!
Nach Boom sinkende Mitgliederzahlen
Das gestiegene Interesse drückte sich dann auch bald in weiter steigenden Mitgliederzahlen aus, da der Club aufgrund seiner größeren Möglichkeiten die Aufnahmebeschränkungen lockern konnte. Im Jahre 1992 war mit 3.134 Mitgliedern der absolute Höchststand zu verzeichnen, wobei die Tennisabteilung mit 2.341 Mitgliedern bei weitem die stärkste Abteilung stellte und auch heute noch stellt. Doch seitdem ist eine konstant abnehmende Entwicklung zu beobachten, die jedoch allgemein in der Vereinswelt zu beobachten ist. Schon im Jahr 1955 schrieb Dr. Pietzner in einem Aufsatz, "dass die Krise des deutschen Tennissports eine Krise seiner Vereine ist." Er stellte Tendenzen fest die, auf anderen Rahmenbedingungen fußend, auch heute wieder aktuell sind. Selbstverständlich haben sich in einem Großverein die Einstellungen der Mitglieder zu dem Verein und zueinander verändert. Das früher große Interesse am Verein ist nicht mehr gegeben, die gegenseitige persönliche Bekanntschaft aufgrund der geringen Mitgliederzahlen nimmt ab, der früher große Teil der Freizeit wird zulasten eines intensiven Clublebens nicht mehr dem Club gewidmet.
Trend zur reinen Dienstleistung
Das umworbene Mitglied von heute orientiert sich bei der Wahl seines Sportvereins nicht mehr ausschließlich an der Quantität und Qualität des angebotenen Sports, sondern schaut im Rahmen eines gestiegenen Anspruchdenkens auf den Zustand der Sportanlagen und ob es über die anvisierte Sportart hinaus noch weitere Betätigungsmöglichkeiten sprich ein attraktives Rahmenprogramm gibt.
Waren bis dato die Fitness-Zentren mit Masse Vorreiter eines flexiblen und bedarfsorientierten Sportangebots, so finden sich heutzutage auch die Sportvereine diesbezüglich in der Pflicht. Selbstverständlich sind bei der Prüfung viele Faktoren zu berücksichtigen und oft kann dieser Anspruch ( - die Frage des ob; wenn ja, dann wie und womit-) trotz guten Willens aufgrund fehlender Rahmenbedingungen ( Sportanlagen, Übungsleiter, Vereinsetat etc.) nicht umgesetzt werden.
Dr. Pietzner sah die großen deutschen Tennisvereine als bloße Ansammlungen von Menschen, die kaum etwas verbindet. Persönliche Beziehungen sind oberflächlich, die Einstellung zum Sport erschöpft sich in egoistischer Betätigung, Belange des Vereins sind den Sportlern gleichgültig. Die älteren Clubmitglieder versuchen diesen Trend durch feste und regelmäßige Zusammenkünfte aufzuhalten, doch dieses lässt das notwendige Echo bei der Jugend vermissen. Anstelle der Begeisterungsfähigkeit für Tennis sind andere Betätigungsfelder wie Kino, Camping, Tischtennis und die Motorisierung getreten."
Zwischen diesen Aussagen und dem Jubiläumsjahr liegt fast die gesamte Clubgeschichte des RTHC, dessen Geschicke Dr. Suchanek in der Nachfolge Dr. Horchlers bis 1997 leitete und dann den Stab bis 2004 an Wolfgang Böckly übergab.
Nachdem Dr. Martin Wienkenhöver beruflich bedingt nach nur zwei Jahren den Vorsitz abgeben musste hat mit der Mitgliederversammlung 2006 nun wiederum ein neues Kapitel durch die Stabübernahme von Dr. Christian Ohm und seine Vorstandskollegen begonnen, eine Herausforderung für den Großverein in Zeiten knapper werdender finanzieller Fördermittel. Einige der schon damals gemachten Aussagen lassen sich insgesamt auf die Landschaft der Sportvereine übertragen, spiegeln die in einem früheren Beitrag des Chronisten schon angerissenen aktuellen Probleme wieder. Dennoch gestatten sie dem Chronisten abschließend ein persönliches Wort: Der RTHC verfügt über eine der schönsten Sportanlagen der gesamten Bundesrepublik. Trotz notwendiger Beitragsanpassung lässt sich mit dem Blick in die nähere als auch weitere Umgebung bei wesentlich höherem finanziellen Eigenanteil kaum ein vergleichbares Sportangebot in Verbindung mit einem derartigen Standard finden. Tragen auch Sie mit Sorge dafür, dass uns allen auch zukünftig Umfang und Standard der Anlagen erhalten bleiben können. Anmerkung: Bei dem Beitrag handelt es sich in großen Teilen um Auszüge aus der Schrift: Gabriele Jokisch, Der RTHC Bayer Leverkusen - die Geschichte eines werksnahen Vereins und Förderers des Breiten- und Spitzensports, Köln 1993 sowie aktuelle Ergänzungen.